Vereinsgeschichte

Aus welchem Anlass und zu welch genauer Zeit die St. Antonius Bruderschaft Hartefeld gegründet wurde, geht aus keinen eigenen Unterlagen hervor. Viele Gründungen der Bruderschaften fallen in die Zeit vor oder nach dem 30-jährigen Krieg (1618- 1648) also zu Notzeiten. Weitere Anlässe für Gründungen waren Krankheiten wie Pest und Viehseuchen. Aber auch Gotteshäuser und Schulen können der Grund für die Bildungen dieser Vereinigungen sein, die eine enge Verbindung zur katholischen Kirche haben und sich durch Ausübung und Sicherung des Glaubens auszeichnen. Wahrscheinlich kann man die Gründung der Bruderschaft mit dem Bau der Kapelle 1460 in Hartefeld in Verbindung bringen sowie auch mit dem Patron des heiligen Antonius in der damaligen Honschaft Hertevelt. Dass in diesen langen und schweren Jahrzehnten der Glaubenskriege fast alles an Werten verloren ging, erkennt man an den großen Lücken des alten Königssilbers. Die abgebildete Plakette mit dem Namen „Hertevelt“ ist keine Königsplakette, höchstwahrscheinlich aber die älteste Unterlage unserer Bruderschaft aus frühester Zeit, ein Hutabzeichen am Zweispitz. Erste sichere Daten gibt uns das Königssilber ab 1656 – 1710, also nach Beendigung des 30-jährigens Krieges, wo überall Schützenfeste gefeiert wurden. Weitere Einzelheiten sind der Chronik aus 1932 zu entnehmen.

Bis zum Jahre 1957 war die St. Antonius Bruderschaft Hartefeld, wie die meisten Bruderschaften unserer Gegend, Junggesellenbruderschaft, in der man Mitglied bis zur Heirat blieb und danach laut Satzung ausschied. Sonst beendete der Tod die Mitgliedschaft. Die älteste Satzung ist aus dem Jahre 1818. Sie wurde von Pfarrer Franz Claes (1817 – 1842) im Jahre 1831 erneuert, genehmigt und unterschrieben.

1910 wurde das 250-jährige Jubiläum und 1934 das 275-jährige Jubiläum gefeiert. Damals ging man noch von 1660 als Gründungsjahr aus. 1950 folgte dann das Bürgerschützenfest, 1957 das 500-jährige Jubiläum und 1976 wurde das 525-jährige Jubiläum gefeiert.

Seit vielen Jahrzehnten, ja Jahrhunderten war das Kirchweihfest mit Schützenfest der größte gesellige Mittelpunkt, wie auch der Patronatstag am 17. Januar, St. Antonius Abbas. Für alle Mitglieder war der Patronatstag mit Kirch- und Opfergang Pflicht. Das Nichterscheinen wurde mit einer Abgabe zugunsten der Kirche und der Bruderschaft geahndet. Die Geselligkeiten neben Schützenfest und Fahnenschwenken waren auch Schinkenessen, Patronatstag und Winterkirmes, Lichtmess-Versammlungen am 2. Februar und Eierschälen zu Ostern. Verpflichtend war auch die Teilnahme an der Beerdigung eines Mitgliedes.

Jede Bruderschaft gestaltete ihre Veranstaltungen anders, so war auch das Fahnenschwenken mit seinen Bewegungen nicht einheitlich. Im Jahre 1928, bei der Gründung der Erzbruderschaft vom hl. Sebastianus, mit dem Wahlspruch „Glaube, Sitte, Heimat“ kamen mehr überörtliche Gemeinsamkeiten zustande, z. B. die Kreis- und Bezirkstreffen mit Schießen und dem Fahnenschwenken.

Unsere Bruderschaft trat 1933 der Erzbruderschaft des heiligen Sebastianus bei. Im dritten Reich und dem Zweiten Weltkrieg war das öffentliche Auftreten oft an staatliche Bedingungen gebunden und während des Krieges kam es ganz zum Erliegen. So ruhte unsere Bruderschaft im 1. Weltkrieg von 1914 bis 1918 und im 2. Weltkrieg von 1939 bis 1945. Nach dem zweiten Weltkrieg, schon 1946, begann das Wiederbeleben der Bruderschaften.

Die Fahnen und das Königssilber wurden während des Krieges versteckt und waren somit teilweise noch vorhanden. Gewehre und Degen wurden jedoch von der Besatzungsmacht beschlagnahmt. Deshalb wurde das erste Königsschießen 1947 mit der Armbrust durchgeführt.
Neue Richtlinien für die Satzungen, den Schießsport und das Fahnenschwenken auf Bruderschaftsebene über Dekanats-, Diözesan- bis auf Bundesebene wurden vom Bund der historischen deutschen Schützenbruderschaften festgelegt. Ab dem Jahre 1953 wurde um den Bundeskönig geschossen. Das Prinzenschießen begann 1964, da auch die Schützenjugend in den Bruderschaften eine eigene Organisation geworden war. Nach der Umstellung der Satzung im Jahre 1957 konnten auch verheiratete Männer Mitglied in der St. Antonius Bruderschaft Hartefeld werden. Die Ehrenkompanie wurde beim Schützenfest 1957 gegründet, mit Werner Giesen als Kommandeur und Heinz Tenhaef als Adjutant.
1963 wurde die Schießgruppe gegründet, Prinzenschießen gab es ab 1964. Eigene Schützenuniformen wurden ab 1974 angeschafft. Ab 1979 konnten auch Frauen Mitglied in der Bruderschaft werden, allerdings beschränkt auf den Schießsport. Im Jahre 1974 konnte der Fahnenschwenkerobermann Heinz-Jakob Schmaelen das Fahnenschwenken aktivieren und zu einer festen Einrichtung werden lassen.

An Pilgerreisen nach Rom nahmen Mitglieder unserer Bruderschaft in den Jahren 1933, 1950, 1970, 1983, 1984, 1994 und 2000 teil. Dafür wurden wir bisher viermal mit dem Santo Anno Kreuz ausgezeichnet. Träger der Auszeichnung sind: Theodor Soesters (1933), Rudi Tophoven (1950), Helmut van den Berg (1983) und Paul Boemans (2000).
In der Nachkriegszeit waren es zunächst religiöse Vorträge, die den Bruderschaftsmitgliedern angeboten wurden. Seit etwa 40 Jahre nimmt unsere Bruderschaft regelmäßig an den Einkehrtagen des Bezirksverbandes Geldern sowie der Wallfahrt nach Kevelaer teil.

Auch die sonstigen Aktivitäten unserer Bruderschaft nahmen im Laufe der Jahre stetig zu. 1952 wurde der Nikolausrundgang von den Clemensschwestern auf unsere Bruderschaft übertragen. 1955 waren wir Gründungsmitglied der Vereinsgemeinschaft. Heimatabende gab es von 1967 bis 1983 und auch das Pfarrfest wurde von Beginn an (1977) durch uns unterstützt. Die Kriegsgräbersammlung wird seit über 20 Jahren von uns durchgeführt.
Zu den überörtlichen Großveranstaltungen haben sich der Rosenmontagszug (1974) und die jährlichen Theateraufführungen (1988) entwickelt. Das Preiskegeln fand erstmalig 1973 statt; das Maifest der Schießgruppe 1992. In Zusammenarbeit mit der Stadt Geldern wird seit 1996 das Drachenschießen angeboten.

Von 1947 bis 2001 wurden 25 Schützenfeste gefeiert: 1957 das Jubelfest zum 500-jährigen Bestehen und 1976 das 525-jährige Jubelfest. Seit Bestehen der Vereinsgemeinschaft Hartefeld-Vernum-Poelyck trug 15-mal ein verdientes Mitglied der Bruderschaft die Festkette. Immer wieder war es Anliegen der Bruderschaft durch Spenden für caritative Zwecke die enge Verbindung zur Kirche zu zeigen.